VALENTIN OMAN

Rede zur Eröffnung der Ausstellung

Valentin Oman: Reisespuren

Alexander Gerdanovits

Dass Valentin Oman zu den wichtigsten Künstlern des Landes zählt, ist mittlerweile unbestritten. Doch es braucht immer wieder Ausstellungen, um sich bewußt zu machen, mit welch unglaublicher Erfindungsgabe und Methodik Oman an seine Arbeit herangeht.

 

Die “Reiseeindrücke/Reisespuren”, die hier in chronologischer Reihenfolge gehängt wurden, sind alles andere als Nebenprodukte, verglichen mit den monumentalen, so bekannten Leinwänden des Künstlers.

 

In diesen Zeichnungen konzentriert sich die Erfahrung eines ganzen Lebens. Es sind farbige Notate eines großen Graphikers und Malers. Wir lernen aus diesen Blättern, dass Oman ein gleich bedeutender Zeichner wie Maler ist, dass er mit Farbe und Pinsel gleich souverän umzugehen versteht wie mit dem Schwarzweiß von Kohle oder Kreide, Tusche, Graphit oder Bleistift.

 

Reisen zählt zu den großen Leidenschaften Valentin Omans. Vor allem in ferne Länder zieht es den bekannten Kärntner Künstler. Yemen, das Sultanat Oman, Marokko, Libyen und neuerdings Indien sind nur einige Stationen seiner Spurensuche. Ohne diese Reisen würde Omans Malerei und Graphik die beständige Zufuhr von neuen Anstößen fehlen.

 

In seinen Skizzen hält Oman des öfteren Strassen- und Marktszenen fest. Die Menschen des Orients sind in ihrer farbenprächtigen Bekleidung für einen Maler wie Oman viel interessanter als die Europäer. Aus Marokko, wo der Zauber des Orients besonders verführerisch wirkt, stammen die meisten Blätter dieser Ausstellung.

 

Europäische Reiseziele wie Madeira, Istrien, Dalmatien oder Städte wie Mailand, Paris, Warschau, Moskau u.a. inspirierten ihn ebenfalls zu Landschafts- und Menschenbildern, die durch die Technik der Collage und der Mehrschichtigkeit durch Folientechnik und Überarbeitung immer die Brüchigkeit, das Fragmentarische in sich bewahren (Moskau-Bilder).

 

Omans Landschaften haben nichts Abbildhaftes, sie zielen keineswegs auf eine getreue Wiedergabe der sichtbaren Realität. Es sind geradezu “skulpturale Landschaften” (z.B. die Arbeiten, die in Montenegro und Dalmatien entstanden sind), die immer wieder zerklüftet wirken und sich im Spannungsfeld zwischen “Himmel und Erde” (der Titel einiger Arbeiten Omans) befinden.

 

Das Leitmotiv seines Oeuvres bleibt jedoch die menschliche Figur. Die anthropologische Komponente in Omans Werk ist prädominant, man erinnere sich an seine monumentalen Fresken in der Tanzenberger Kirche, die auf beiden Seiten des Altarraumes in zweireihig übereinander gemalten Menschenreihen die Spannung zwischen körperlicher Verwesung und Erlösung, zwischen Immanenz und Transzendenz darstellen. Die Arbeit im Vorraum “Gelsenkircher Metamorphosen” ist ebenfalls ein gutes Beispiel dafür.

 

In Omans Reiseskizzen versinnbildlichen die ent-individualisierten menschlichen Figuren, die auf den Typus Mensch reduziert sind,  gewissermaßen auch die Vergänglichkeit, das Thema des “Ecce homo”.   Der Künstler spürt seltsam anthropomorphen Formen nach, die Figuren streifen nie das Dekorative und bleiben in ihrer Intensität, in der die Endlichkeit Gestalt annimmt, hermetisch.

 

Es geht auch um ein Festhalten des unwiederbringlichen Augenblicks, des Flüchtigen in der Kunst. Die Farben, die in den Zeichnungen später hinzukommen, beschwören die Erinnerung an die orientalische Farbenpracht. Neben den chromatisch sehr vielfältigen Skizzen aus Marokko und Indien fallen die eher dunklen Kompositionen aus dem Oman und die erdfarbene Farbigkeit der Yemen-Blätter auf.

 

Diese Ausstellung bezeugt einmal mehr, über welch einen begnadeten Strich dieser Künstler verfügt. Dass Zeichnen die wesentlichste Ausdrucksform eines bildenden Künstlers ist, gehört zu Omans Credo.  Die Faszination seiner Zeichnungen besteht in der Unmittelbarkeit der persönlichen Handschrift.  Omans meisterhafte Beherrschung der Zeichnung verleiht der Oberfläche Klarheit, Form und Inhalt.

 

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