VALENTIN OMAN

Valentin Oman

Etappen eines vielseitigen Oeuvres

Peter Baum

Versucht man Werkschwerpunkt und künstlerische Eigenschaften Valentin Omans auf einen Nenner zu bringen, dann lässt sich auf ihn der Begriff des Vollblutgraphikers anwenden. Die Vielseitigkeit seines großen, weit verzweigten, durch Zeichnung und Linie gekennzeichneten Oeuvres zeigt in allen entscheidenden Schaffensphasen des 1935 in St. Stefan bei Villach geborenen Künstlers wie einfühlsam, technisch versiert und experimentierfreudig Oman graphische Gestaltungsmöglichkeiten aufgreift, interpretiert und in einer Art und Weise nutzt, die immer wieder aufs Neue die Sensibilität und die ungebrochene Schaffensfreude ihres Urhebers unterstreicht.

 

Nach Beendigung seines Studiums zu Beginn der 1960er Jahre an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und einem Spezialkurs für Druckgraphik bei Riko Debenjak in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, hat sich Oman mit Disziplin und gleichzeitigem Freiraum für Erkenntnisgewinn voller Neugierde auf das Abenteuer der bildenden Kunst eingelassen. Sein sinnlich orientierter Blick auf die Welt, ihre künstlerische Entdeckung und feinst verästelte Erschließung haben ihm nicht nur das Unerschöpfliche eines derartigen Vorhabens gezeigt, sondern auch das Beglückende jedes neuen Beginns, jeder neuen Einsicht und Erfahrung, die alle nur darauf warten, eine noch nicht da gewesene künstlerische Form zu erhalten.

 

Omans Hang zu differenziertem Gestalten, sein Faible für Zwischentöne, graphische Strukturen und unterschiedlichste Akkorde, gesetzt mit zarten wie kräftigen Farben, haben dabei die breit gefächerte, graphische und malerische Spurensuche eines erfolgreichen Allrounders geprägt, der auch als Maler, Entwerfer von Glasfenstern und versierter Künstler für den sakralen Raum tätig ist. Diese Vielseitigkeit und der darin liegende Wechsel punkto Aufgabenstellung, Technik und persönlichem Naheverhältnis, die ganz und gar seinem Naturel entsprechen, bilden die Etappen eines großen, weit gesteckten Oeuvres, dessen innerer Impetus und Ernst stets virulent sind. Diese Eigenschaften und die sinnliche Freude am ungewissen schöpferischen Ausgang jedes neuen Versuchs halten ihn bei der Stange und beflügeln den weltoffenen Künstler.

 

Hervorzuheben ist Omans ungestörtes Bekenntnis zur Ästhetik und zu einer bei ihm zentral verankerten, in sich gefestigten Schönheit einer bildnerischen Umsetzung, die nichts zu verbergen hat und geradezu unbeirrt auf zeitgeistige Einwürfe kontert. Omans Orientierung an  Klassikern der Moderne, an Reiseeindrücken, wie sie z.B. Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet 1914 aus Tunesien mit nach Hause gebracht haben, ist ebenso offensichtlich wie jene Zeitlosigkeit graphisch-malerischer Stenogramme, die der Kärntner Maler mit Verve und stupender Könnerschaft in gleichsam unerschöpflichen Variationen zu Papier bringt. Seine  „Reisespuren“, darunter die 1996 entstandenen farbigen Mischtechniken und Zeichnungen aus Marokko, Kroatien oder dem Sultanat Oman, aber auch die 2006 im Stenogrammstil entstandenen Figurinen aus Indien sind in diesem Zusammenhang inspirierte und inspirierende Zyklen einer von Leben erfüllten Aufnahme und Wiedergabefähigkeit, wie sie nicht vielen gegeben ist.

 

Zu den eigenständigsten, markantesten Arbeiten des Kärntners zählen die unter dem Titel „Ecce Homo“ zusammengefassten zyklischen Werke, an denen Valentin Oman in unregelmäßigen Abständen bereits seit langem arbeitet. Die spürbar bewegten, oftmals extrem schmalen und hochformatigen Bilder existenzieller Thematik decken sich in ihrer grundlegenden  Anlage und Struktur mit Hauptwerken wie dem 1991 entstandenen „Piraner Kreuzweg“ bzw. dem davon abgenommenen „Latschacher Fastentuch“ aus 2006, einem 8 mal 5 Meter großen digitalen Textildruck, zusammengesetzt aus 14 überwiegend in dunklem Blau und Schwarz gehaltenen, mit aufblitzendem Rot durchsetzten Malen und Figurationen zur Leidensgeschichte Christi und aller Menschen.

 

 

 

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